DDF-Kommentar
Weltweite Verdopplung der Diabetes-Typ-1-Fälle bis 2040
Dass Diabetes mellitus weltweit auf dem Vormarsch ist, pfeifen seit Jahren alle Spatzen von den Dächern. Grund sind die hohen Wachstumsraten der Erkrankungen an Typ-2-Diabetes. Aktuell lässt die in der Zeitschrift Lancet publizierte Studie aufhorchen, die eine Verdopplung der Erkrankungszahlen für Diabetes Typ 1 bis 2040 von derzeit etwa 8,4 Millionen auf bis zu 17,4 Millionen prognostiziert. Für 201 Länder zeigt die Studie konkrete Zahlen zur derzeitigen Diabetes-Situation auf. Dabei trat eine weitere Auffälligkeit zutage: Bei immer mehr Menschen wird im Erwachsenenalter ein Typ-1-Diabetes diagnostiziert. Auch Deutschland solle dringend Konsequenzen aus den aktuellen Studien-Ergebnissen ziehen, mahnt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) in ihrer Pressemitteilung vom 25. Januar 2023. „Deutschland muss auf diese alarmierenden Zahlen reagieren. Das Gesundheitssystem wird ansonsten angesichts der hohen Diabetes-Fallzahlen und der Kosten zur Bewältigung der Folgeschäden kollabieren. Seit Jahren drängen sowohl die Fachgesellschaften als auch die Diabetesverbände darauf, die Anstrengungen für Diabetesversorgung und -prävention zu verstärken und die nötigen Mittel bereitzustellen. Wir müssen endlich ins Handeln kommen“, mahnt DDF-Vorstandsvorsitzender Dr. Klaus-Dieter Warz und zeigt sich besorgt. Die Studie brachte noch ein weiteres Ergebnis hervor, das uns alle aufrütteln muss: Der Wohlstand eines Landes und die Infrastruktur des Gesundheitssystems (Diagnostik, Zugang zu Insulin, Fachpersonal) entscheiden darüber, wie viele Jahre jemand mit Typ-1-Diabetes leben kann. Schätzungen zufolge sind 2021 weltweit 35 000 Menschen unter 25 Jahren innerhalb eines Jahres nach der Diagnose Typ-1-Diabetes verstorben, weil ihr Diabetes nicht oder zu spät erkannt wurde.
Quellen und Pressemitteilung der DDG auf www.ddg.info
BAG-Selbsthilfe
Fördermittel für Koordinierungsstelle erhalten
Mit einer Protestnote haben sich die DDF und die Diabetiker-Allianz an Bundesgesundheitsminister
Prof. Dr. Karl Lauterbach gewandt, da das Bundesgesundheitsministerium
(BMG) die Fördermittel für die Koordinierungsstelle der Patientenvertretung
bei der BAG-Selbsthilfe streichen will. Dies gilt es zu verhindern, da
diese Stelle eine Schlüsselfunktion für die Mitwirkung der Patientenvertretung im
Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) einnimmt.
www.ddf.de.com
Robert Koch-Institut
Krankheitsüberwachung und -prävention
Vielen Menschen ist das Robert Koch-Institut, kurz RKI, von den Pressekonferenzen während der Corona-Pandemie ein Begriff. Täglich blickten die Bürgerinnen und Bürger voller Sorge auf die Verlautbarungen des RKI, um der Entwicklung der Corona-Fallzahlen in Deutschland zu folgen. Doch die Handlungsfelder des RKI gehen weit darüber hinaus und sind auch für Menschen mit Diabetes relevant.
Das Robert Koch-Institut (www.rki.de) ist die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention und damit auch die zentrale Einrichtung des Bundes auf dem Gebiet der Anwendungs- und Maßnahmen-orientierten biomedizinischen Forschung. Die Kernaufgaben des RKI sind das Erkennen, Verhüten und Bekämpfen von Krankheiten, insbesondere der Infektionskrankheiten. Zu den Aufgaben gehört der generelle gesetzliche Auftrag, wissenschaftliche Erkenntnisse als Basis für gesundheitspolitische Entscheidungen zu erarbeiten. Im Hinblick auf das Erkennen gesundheitlicher Gefährdungen und Risiken nimmt das RKI eine zentrale Rolle im Sinne eines Frühwarnsystems wahr. Die Grundfinanzierung des Instituts erfolgt aus dem Bundeshaushalt.
Diabetes-Surveillance
Seit 2015 wird am Robert Koch-Institut im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit eine Diabetes-Surveillance (Überwachung) für Deutschland aufgebaut. Im Forschungsprojekt werden wesentliche Informationen über das Diabetes-Geschehen in Deutschland zusammengeführt und für Gesundheitspolitik, Forschung und Gesundheitswesen aufbereitet. Damit liefert die Diabetes-Surveillance eine wichtige Entscheidungshilfe für Maßnahmen, um die Bevölkerung vor Diabetes zu schützen und Menschen mit Diabetes gut zu versorgen – ein nationales Diabetes-Register fehlt jedoch noch immer. Um die Ergebnisse leichter verfügbar zu machen, wurden Info-Grafiken entwickelt, die zentrale Ergebnisse zu Diabetes bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen leicht verständlich und visuell ansprechend zusammenfassen. Weitere Informationen zum Projekt, erste Ergebnisse und der Bericht der Nationalen Diabetes-Surveillance sind zu finden unter www.diabsurv. rki.de.
Empfehlenswert sind auch die Erklär-Videos auf der Website.
DDF-Beteiligung im wissenschaftlichen Beirat
Das Forschungsprojekt „Aufbau einer Nationalen Diabetes-Surveillance am Robert Koch-Institut“ wird durch einen wissenschaftlichen Fachbeirat begleitet. Er setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern aus den Bereichen Epidemiologie, Versorgungsforschung, Gesundheitsberichterstattung, Qualitätssicherung, Gesundheitsförderung, Öffentlichkeitsarbeit und Patientenselbsthilfe sowie Vertreterinnen und Vertretern der Länder zusammen. Zusätzlich ist das Bundesministerium für Gesundheit als Projektförderer ständiger Gast. Seitens der Patientenvertretung ist die Deutsche Diabetes Föderation Mitglied im wissenschaftlichen Beirat.
Dr. Klaus-Dieter Warz über die Bedeutung der Mitwirkung im Beirat:
„Als Vorsitzender der DDF und als Betroffener habe ich auf das Potenzial der Patientenlotsen in den Selbsthilfe-Gruppen der institutionellen Organisationen zur Unterstützung des Diabetes-Managements, der Krankheitsbewältigung und der Aufklärung der Diabetes-Betroffenen im Fachbeirat des RKI aufmerksam gemacht. Wir Betroffenen reden nicht abstrakt und evidenzbasiert über Diabetes, sondern müssen diese Erkrankung zu 99,99 Prozent des Tages selbst organisieren, wenn wir die von den Ärzten verordnete Therapie erfolgreich umsetzen wollen. Dies gelingt nur, wenn wir über ausreichend Basiswissen verfügen und die selbst gewonnenen Erfahrungen auch umsetzen oder vermitteln können. Diese stetige Herausforderung der Betroffenen gilt es, dem RKI-Fachbeirat deutlich zu machen, um der Selbsthilfe den erforderlichen Platz im Gesundheitssystem zu vermitteln. Die Selbsthilfe ist unmittelbar an den Betroffenen und deren Sorgen. Ein gut qualifizierter, authentischer und empathischer Patienten-Lotse ist heute genauso wichtig wie das medizinische Personal!“