Diabetiker-Allianz stellt fünfzehn SOS Aktionsfelder vor und fordert die Politik zur Äußerung auf
Was haben die Parteien in der Gesundheitspolitik vor?
Die Lage in Deutschland spitzt sich zu
Für sein Gesundheitssystem zahlt Deutschland mehr als die anderen Länder der EU. Dem Kostendruck und Fachpersonalmangel im medizinischen / psychologischen Sektor steht stetig steigender Bedarf gegenüber. Die Pandemie hat den allgemeinen Gesundheitszustand weiter verschlechtert. Die systembedingte Kosten- und Effizienzspirale wird keinem der Beteiligten gerecht.
Die Diabetes-Selbsthilfe sieht die Versorgung der 7-8 Millionen Betroffenen in Deutschland gefährdet. Rasante Zuwächse der Diabetes-Erstdiagnosen erregen Besorgnis. Die Kostenlawine und der Systemabsturz kann nur durch massive Anstrengungen auf allen Präventionsstufen gestoppt werden.
In einem entsprechendem Fragebogen erbitten die großen Diabetes Selbsthilfe-Verbände die Selbsteinschätzung der Parteien, die die thematische Priorisierung der genannten 15 Aktionsfelder (vergleiche Seitenende) betrifft.
Prävention muss von der Politik intensiv vorangetrieben werden!
Investitionen für Prävention zahlen sich für die Gesellschaft aus. Erforderlich sind gesamtgesellschaftliche und gezielte individuelle Präventionsmaßnahmen, um Diabetes oder Adipositas und die Folgeerkrankungen zu vermeiden. Die Diabetes-Selbsthilfe unterstützt daher die Forderungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft, DDG, nach einer Stärkung der Diabetes-Prävention in der nächsten Legislaturperiode.
Die fünfzehn SOS Aktionsfelder – wie stehen die Parteien zu diesen gesundheitspolitischen Themen?
Wir erwarten die Antworten der Parteien mit Spannung.
Die 15 SOS Aktionsfelder im Einzelnen:
1. Verbindliche Lebensmittel-Kennzeichnung
2. Senkung des Mehrwertsteuersatzes von gesunden Lebensmitteln mit geringem Zucker-, Fett- und Salzanteil
3. Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richten.
4. Programme für Bewegung und gesunde Ernährung in Kitas und Schulen verstärken
5. Mitwirkung aller betroffener Ressorts bei der Weiterentwicklung des Präventionsgesetzes (Gesundheits-, Wissenschafts-, Sozial- und Landwirtschaftspolitik).
6. Wir fordern, das bestehende Recht von Kindern mit Typ-1-Diabetes auf uneingeschränkte Teilhabe an Bildung umzusetzen.
7. Implementierung der Selbsthilfe in die Disease Management Programme, DMP.
8. Gezielter Einsatz von qualifizierten, ehrenamtlichen Patienten*innen-Coaches zur Unterstützung der Diabetesbetroffenen
9. Kommerzialisierung und Privatisierung der Krankenhäuser stoppen. Überführung des gegenwärtigen Krankenhaus-Finanzierungssystems (DRG) in ein System, das sich am Gemeinwohl orientiert und Überschüsse reinvestiert.
10. Sicherstellung der diabetischen Fachabteilungen in zentralen Kliniken – für eine hochwertige Versorgung der von Diabetes betroffenen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen durch qualifiziertes Fachpersonal.
11. Die Bedeutung der „Sprechenden Medizin“ (Aufklärung und Beratung, Zeit am Bett, psychologische Betreuung etc.) muss anerkannt und im Finanzierungssystem adäquat abgebildet werden.
12. Erhöhung der Diabetes-Kompetenz bei den Fachdisziplinen. Patient*innen mit der Nebendiagnose Diabetes sind häufig nicht gut abgesichert.
13. Zügige Einführung der elektronischen Diabetesakte, eDA.
14. Digitale Gesundheitsanwendungen, telemedizinische Leistungen und Videoschulungen müssen Bestandteil des DMP werden.
15. Einführung der doppelten Widerspruchslösung bei Organspenden, um mehr Leben zu retten.
Quellenangaben
OECD 2019, Statistisches Bundesamt 2021
Diabetes Allianz 2021