DIABETES ist Nummer #1 der Landesgesundheitskonferenz
„Dem Diabetes davonlaufen“
Die Dimensionen des Diabetes mellitus sind alarmierend. Mindestens 6,7 Millionen Betroffene, 300.000 Neuerkrankung und 137.950 diabetesassoziierte Todesfälle in Deutschland pro Jahr sollten die Öffentlichkeit eigentlich wachrütteln. Hinzu kommen rund 2 Millionen unentdeckte Erkrankte in unserer Republik. Für das Gemeinwesen in Deutschland entstehen so pro Jahr durch Diabetes und seine Folgekrankheiten Kosten von mindestens 35 Mrd. Euro für Behandlung, Pflege, Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung. Etwa 80 Prozent dieser Kosten entstehen nicht durch die Diabetestherapie selbst, sondern durch die Folgen eines zu spät erkannten und schlecht eingestellten Diabetes.
Eine Vielzahl von etablierten Maßnahmen der Früherkennung und Primärprävention könnten effektiv den Tsunami der Volkskrankheit Diabetes und den erwarteten Gau in der Versorgung drastisch reduzieren. Hierzu bedarf es eines Paradigmenwechsels in unserer Gesellschaft. Aufklärungskampagnen müssen initiiert und finanziell ausgestattet werden. Erste Schritte sind in Thüringen bereits umgesetzt wurden.
Unter risikotest.info kann schnell und sicher das individuelle Diabetesrisiko ermittelt werden. Gezielte Schritte zur Diagnosesicherung werden beleuchtet. Zusätzlich werden neben dem Risiko-Score Lebensstilmaßnahmen zur Gesundheitsförderung erläutert und weiterführende Informationen angeboten. Weiterhin steht dem Betroffenen das Beratungsangebot der Diabetes Selbsthilfe – DIABETIKER THÜRINGEN e.V. zur Verfügung.
Doch damit ist es nicht genug. Politik und Gesellschaft müssen dringend längst überfällige Rahmenbedingungen für ein gesünderes Leben schaffen.
„Es gibt nichts, was die Menschen lieber erhalten möchten und weniger pflegen, als ihre Gesundheit“ (Jean de La Bruyére, französischer Schriftsteller, 1645 – 1696). Das hat sich im Laufe der Jahrhunderte nicht geändert!
Die „Deutsche Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK)“ hat sich 2010 zusammengeschlossen, um sich für nachhaltige und bundesweite Primärprävention in Deutschland einzusetzen. DANK ist ein Zusammenschluss von 17 wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften, Verbänden und Forschungseinrichtungen (www.dank-allianz.de). In einem Strategiepapier [1] setzt sich DANK initial für die vier folgenden Forderungen ein:
- Täglich mindestens eine Stunde Bewegung (Sport) in Kita und Schule
- Adipogene Lebensmittel besteuern und gesunde Lebensmittel entlasten (Zucker-/Fettsteuer)
- Verbindliche Qualitätsstandards für Kita- und Schulverpflegung
- Verbot von an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung
Die vier Kernforderungen der DANK werden auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem globalen Aktionsplan für die Prävention und Kontrolle nichtübertragbarer Krankheiten 2013 – 2020 empfohlen.
Nutzen Sie auch die Bonusprogramme der Krankenkassen und sichern damit Ihre Gesundheit und finanzielle Vorteile in Ihrer Beitragszahlung.
Liebe Leserinnen und Leser,
10.000 Schritte pro Tag senken das Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken, drastisch. Laufen Sie dem Diabetes davon.
Herzlichst, Ihr
Dr. med. Sven Becker
Erfurt, 07.08.2017
Quellenangaben
[1] Effertz, T. et al., Wirkungsvolle Prävention chronischer Krankheiten, Strategiepapier der NCD-Allianz zur Primärprävention. Präv Gesundheitsf, 2015. 10(95).
Stopp Diabetes mellitus!
Der Diabetes mellitus als chronische Stoffwechselerkrankung nimmt immer bedrohlichere Ausmaße an. Dies bezieht sich auf alle Facetten der Erkrankung, wie zum Beispiel Neuerkrankungsraten, Todesfälle, Invalidität und vieles mehr.
Trotz der immensen individuellen und gesamtgesellschaftlichen Konsequenzen dieser Erkrankung neigen wir dazu, den Diabetes mellitus zu trivialisieren. Wir bedienen uns geradezu einer gesamtgesellschaftlichen Ignoranz.
In Deutschland sterben jedes Jahr sechsmal so viele Menschen an Typ 2 Diabetes und seinen Folgen als bisher angenommen [1]. Das bedeutet circa 137.950 diabetesassoziierte Todesfälle in Deutschland pro Jahr [1] und insgesamt rund 5 Millionen weltweit [2]. In der öffentlichen Wahrnehmung spielt dies jedoch keine Rolle.
Während andere Erkrankungen, wie zum Beispiel HIV oder Malaria, in uns sofort Emotionen erwecken, erkennen wir nicht im ausreichendem Maße die Bedrohlichkeit der nicht übertragbaren Krankheiten, die als Hauptverursacher für Erkrankung und Sterblichkeit verantwortlich sind, an. Hier nimmt neben den Herzkreislauferkrankungen und den Krebserkrankungen der Diabetes mellitus eine zentrale Rolle ein.
Ein 50-ig jähriger Mann, der heute an Diabetes mellitus erkrankt, verliert ca. 5,8 Jahre seiner durchschnittlichen Lebenserwartung im Vergleich zu einem Nichtdiabetiker [3]. Es ist unerträglich und nicht länger hinnehmbar, dass bis zur Diagnose eines Diabetes mellitus oft Jahre vergehen und die Betroffenen erstmals von ihrer Erkrankung erfahren, wenn Sie sich in Notarztbegleitung aufgrund eines Herzinfarktes auf dem Weg in eine Klinik befinden!
Seit Jahren kämpfen verschiedene Akteure, wie zum Beispiel die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG e.V.), für die Etablierung eines Nationalen Diabetesplans. 18 von 28 europäischen Ländern haben solch einen Plan zur Bekämpfung einer der größten Volkskrankheiten. Deutschland hat ihn immer noch nicht. Angesichts der stetig steigenden Zahlen von Diabetesfällen ist dies ein Armutszeugnis.
Wir werden vor einem Kollaps der Sozialsysteme stehen und erstarren, wenn sich nicht grundlegende Aspekte der Diabetesversorgung in Deutschland ändern.
Die Thüringer Landespolitik setzt neu Maßstäbe in der Umsetzung des Präventionsgesetzes vom 10. Juli 2015. Früherkennung, Prävention und Gesundheitsförderung stehen im Mittelpunkt der Landesgesundheitskonferenz, die als Jahresthema 2017 den Diabetes mellitus in den Fokus rückt.
Liebe Leserinnen und Leser,
Es ist Zeit, die Dinge zu ändern!
Herzlichst, Ihr
Dr. med. Sven Becker
Erfurt, 07.08.2017
Quellenangaben
[1] Dr. Rathmann, Deutsches Diabetes Zentrum Düsseldorf
[2] IDF Atlas 2015
[3] Emerging Risk Factors Collaboration, NEJM 2011; 373: 1720–1732