Selbsthilfe 2.0
Das Wort Selbsthilfe kommt bei der jungen Generation nicht gut an. Es klingt nicht cool. Dafür habe ich vollstes Verständnis. Warum verwenden wir immer noch diesen Begriff? Schlechtes Marketing? Die Antwort ist einfach: Nur die „Selbsthilfe“ ist von Kostenträgern, politischen Gremien und anderen Akteuren im Gesundheitswesen offiziell anerkannt. Und nur die organisierte Selbsthilfe hat die Möglichkeit, sich durch Beteiligung im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) dafür einzusetzen, dass innovative Therapien und Technologien in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) aufgenommen werden!
Die moderne Selbsthilfe hat so viele Facetten: Wir bilden uns ständig fort und tragen evaluiertes Erfahrungswissen in die Gruppen, wir haben Typ-1er-Gruppen, Pumpentreffs, Diabetiker-Stammtische, interaktive Abende mit Fachvorträgen, Workshops, sportlichen Aktivitäten und vieles mehr. Wir initiieren Projekte zur Inklusion von Kindern mit Diabetes in KiTa und Schule, organisieren Fußballcamps, Familienwochenenden, Segelcamps, Kinderfreizeiten mit ärztlicher Betreuung, demnächst einen Kinder- und Jugendkongress (siehe Kasten). Und das alles innerhalb der „Diabetes-Selbsthilfe“.
Auch aktiv im Netz
Wir nutzen die Digitalisierung und moderne Plattformen, sind in sozialen Netzwerken aktiv – alleine schon, um auf die Arbeit unserer Gruppen aufmerksam zu machen. Und selbstverständlich gibt es auch noch die analoge Welt mit Diabetikergruppen, in denen sich Betroffene über ihre Erfahrungen austauschen. Menschen, die im Kreis sitzen und sich gegenseitig etwas über ihre Krankheit vorjammern, habe ich dabei in über 35 Jahren Selbsthilfe nie erlebt.
Elke Brückel, seit 54 Jahren Typ-1-Diabetikerin